Wo gibt's denn sowas?

04. Juni 2020

Optionsscheine mit Rabatt und Zeitwertgewinn

Klassische Optionsscheine bieten einen verlockenden Hebel, bringen aber gerade in diesen schwankungsintensiven Zeiten auch deutliche Nachteile mit sich. Wer diese umgehen möchte, hat mit Discount Calls und Puts eine spannende Alternative.

Jedem Trader ist bekannt: Der Preis klassischer Optionsscheine setzt sich zusammen aus einem „inneren Wert“ und einem „Zeitwert“.

Beispiel: Eine Aktie notiert bei 100 Euro. Ein Call, der das Recht beinhaltet, die Aktie in den nächsten drei Monaten zum Basispreis von 95 Euro kaufen zu dürfen, kostet 8 Euro.

Der innere Wert des Optionsscheines liegt hier bei 5 Euro. Dies kann man leicht errechnen, indem man folgende Frage prüft: Wieviel weniger kostet der (fiktiv umgehend erfolgende) Bezug der Aktie zum Basispreis des Optionsscheins im Vergleich zum Kauf der Aktie zum aktuellen Marktpreis?

Da der Basispreis des Optionsscheins bei 95 Euro liegt und damit 5 Euro unterhalb des Marktpreises der Aktie in Höhe von 100 Euro, beträgt der innere Wert des Optionsscheins im Beispielfall 5 Euro.

Der Optionspreis im Beispiel liegt aber wie beschrieben bei 8 Euro, also 3 Euro höher als es dem inneren Wert entspricht. Diese Differenz von 3 Euro bezeichnet man als Zeitwert.

Der innere Wert eines Optionsscheines kann niemals negativ sein. Der Grund: Ein gekaufter Optionsschein beinhaltet für den Inhaber stets ein Recht, etwas zu tun – niemals aber eine Verpflichtung. Fällt im Beispiel die Aktie auf 90 Euro, würde sich der Callinhaber natürlich hüten, das „Recht“ auszuüben, eine Aktie zu 95 Euro „kaufen zu dürfen“. Warum sollte er das auch tun – bei einem unmittelbaren Erwerb über den Markt wäre der Kauf schließlich deutlich günstiger.

Prinzipiell sind klassische Optionsscheine eine feine Sache. Man setzt vergleichsweise wenig Geld ein, kann damit aber eine große positive Wirkung erzielen. Im schlimmsten Fall ist der Einsatz verloren. Deswegen ist es sehr wichtig, hier maßvoll und mit geringen Einsätzen zu agieren. Der eingesetzte Betrag sollte definitiv übrig sein, so dass ein Totalverlust schmerzhaft, aber verkraftbar wäre.

Ein großer Nachteil von klassischen Optionsscheinen besteht aber darin, dass der Zeitwert des Scheins im Zeitablauf schwindet. Wird der Optionsschein fällig, notiert er ungefähr auf seinem inneren Wert. Einen Zeitwert gibt es zum Fälligkeitstag nicht mehr.

Dieser „Schwund“ des Zeitwertes findet kontinuierlich (aber nicht linear) während der Laufzeit des Optionsscheins statt. Anders ausgedrückt: Bewegt sich die Aktie nicht, reduziert sich der Wert des Optionsscheins immer weiter in Richtung seines inneren Wertes.

Wie hoch der Zeitwert eines Optionsscheins ist, hängt neben der Laufzeit noch an der impliziten Volatilität (das ist die künftig erwartete Schwankungsintensität) des Basiswerts. Dabei gilt: Je höher die erwartete Volatilität, umso mehr Zeitwert muss der Käufer von Optionsscheinen bezahlen. Und umso höher ist dann in der Folge auch der ärgerliche Zeitwertverlust durch schlichten Zeitablauf.

Gerade in schwankungsintensiven Zeiten (wie derzeit durch die Coronakrise) ist die Volatilität hoch. Damit sind Optionsscheine vergleichsweise teuer, was wie geschildert den Zeitwertverlust verschlimmert.

Das wirft die Frage auf: Gibt es Alternativen?

Eine einfache Antwort hierauf könnte in Knockoutoptionsscheinen liegen. Bei diesen gibt es im Normalfall so gut wie keinen Zeitwert und so auch keinen Zeitwertverlust. Allerdings ist – wie der Name bereits verrät – bei Optionsscheinen nicht nur am Laufzeitende, sondern jederzeit ein Knockout möglich, der – je nach Ausgestaltung des Scheins – den Totalverlust bedeuten kann. Dieses Risiko möchten viele Anleger explizit nicht eingehen.

Es gibt aber auch außerhalb des Knockoutsektors eine Alternative für Optionsscheinanleger, die es nicht mögen, dass ihnen der Zeitwertverlust im Nacken sitzt.

Die Lösung: Discount Calls bzw. Discount Puts

Die Funktionsweise dieser Papiere entspricht zunächst einmal der von klassischen Optionsscheinen. Es gibt ebenfalls einen Basiswert, einen Basispreis und eine feste Endlaufzeit. Als zusätzliche Besonderheit haben Discountzertifikate aber noch einen maximalen Auszahlungsbetrag, der somit die Funktion eines Gewinndeckels hat. Im Gegenzug für die Inkaufnahme dieses Nachteils sind Discount Optionsscheine deutlich günstiger als klassische Optionsscheine ohne Gewinndeckel.

Zur Verdeutlichung wird an das vorstehende Beispiel angeknüpft. Hier wurde eine Aktie mit einem Stand von 100 Euro beschrieben. Ferner wurde gesagt, dass ein klassischer Optionsschein mit dem Basispreis 95 Euro 8 Euro kosten soll.

Alternativ kann sich der Anleger entscheiden, dass er einen Discount Call erwirbt, der ebenfalls einen Basispreis von 95 Euro aufweist. Im Gegensatz zu einem klassischen Optionsschein hat der Discount Call im Beispiel einen maximalen Auszahlungsbetrag von 8 Euro. Durch die Gewinndeckelung kostet der Discount Call deutlich weniger. Im Beispiel soll der Kaufpreis 4 Euro betragen.

Betrachtet man die Szenarien am Laufzeitende, wird schnell der große Unterschied zwischen den beiden Varianten ersichtlich. Bei einem unveränderten Stand der Aktie von 100 Euro werden sowohl der klassische Optionsschein als auch der Discountcalls aufgrund des jeweiligen Basispreises von 95 Euro zu je 5 Euro zurückgezahlt.

Das Ergebnis der beiden Anleger könnte aber unterschiedlicher nicht sein: Der Grund: Der klassische Optionsscheinkäufer hatte 8 Euro gezahlt und liegt bei einer Rückzahlung von 5% fast 38% im Minus. Der Käufer des Discount Calls kann hingegen aufgrund seines geringeren Kaufkurses von 4 Euro im Falle einer Rückzahlung von 5 Euro ein Plus von 25% verzeichnen.

Kein Vorteil ohne entsprechenden Malus: Geht der Kurs der Aktie durch die Decke, profitiert der Käufer des klassischen Optionsscheines umso stärker, je höher der Aktienkurs steigt. Der Inhaber des Discount Calls muss sich mit maximal 8 Euro bescheiden. Somit ist der Zuwachs auf 100% beschränkt.

Entscheidend ist es bei Discount Calls, sich genau die Spanne zu überlegen, innerhalb derer der Schein profitieren soll. Es ist durchaus möglich, den Cap des Discount Calls sogar unterhalb des aktuellen Standes des Basiswerts zu platzieren. So würde der Optimalerfolg sogar bereits bei stagnierenden oder sogar leicht fallenden Kursen erreicht. Bei konventionellen Optionsscheinen hätte sich eine solche Entwicklung in aller Regel katastrophal auf den Optionspreis ausgewirkt.

Solche defensiven Varianten ähneln auf den ersten Blick sogar Discountzertifikaten, da man großzügige Risikopuffer mit stattlichen Seitwärtsrenditen koppeln kann. Aber Obacht: Wird der Cap dann doch unterschritten, setzt eine deutlich höhere Verlustdynamik als bei Discountzertifikaten ein.

Fazit: Mit Discount Optionsscheinen erhält der Anleger ganz neue Möglichkeiten. Insbesondere der bei klassischen Optionsscheinen hochgefährliche Zeitwertverlust kann reduziert oder – bei Auswahl vergleichsweise defensiver Papiere – sogar in einen Zeitwertgewinn umgemünzt werden. Dennoch sollte der Einsatz solcher Papiere im Rahmen einer Beratung sorgsam dosiert werden. Zwar weisen Discount Optionsscheine regelmäßig geringere Schwankungen als klassische Optionsscheine auf – trotzdem sind diese Papiere als (zumindest potenziell) spekulativ anzusehen, da ein Totalverlust wesentlich wahrscheinlicher ist als bei einer klassischen Aktienanlage.

Eine großzügige Produktpalette von Discountoptionsscheinen bieten beispielsweise die Emittenten Hypovereinsbank, HSBC Trinkaus sowie BNP an.

Zusätzlicher Service

Sie wollen mehr Infos zu Zertifikaten? Einmal im Monat findet ein Zertifikatewebinar mit aktuellen Themen statt.

Hier geht’s zur Anmeldung!

Ihr Ansprechpartner im Hause Netfonds/NFS:


Torsten Vetter
Spezialist Wertpapiere/Anlagezertifikate

Telefon: 040 / 822 267 -319
E-Mail: tvetter@netfonds.de

Bild: pixabay.com