„Private Equity bietet Zugang zu Deals, die sonst kaum verfügbar sind“

28. Mai 2020

Manager-Interview mit Michel Degosciu, LPX

Der LPActive Value Fund investiert in börsengehandelte Private-Equity-Gesellschaften, die mit einem deutlichen Abschlag auf ihren inneren Wert gehandelt werden. Michel Degosciu, Managing Partner der LPX AG über die Vorteile von Listed Private Equity für Anleger, attraktive Discounts und Unternehmen, welche die aktuelle Krise hervorragend meistern.

Netfonds: Was ist eigentlich Private Equity?

Michel Degosciu: Der Private Equity Begriff ist sehr breit definiert. Grundsätzlich versteht man darunter eine Beteiligung an einem Unternehmen, das nicht an der Börse gehandelt ist. Ziel ist es, mit einer solchen Beteiligung einen Kapitalgewinn zu erzielen. Es gehört also zur Definition von Private Equity, dass die Unternehmensbeteiligung auch wieder verkauft wird.

Es existieren unterschiedliche Ausprägungen, insbesondere in welcher Unternehmensphase eine Unternehmensbeteiligung eingegangen wird. Venture Capital zum Beispiel meint klassischerweise eine Start-up-Finanzierung, bei der ein Kapitalgeber eine Unternehmensgründung finanziert. Daneben gibt es Buyout-Investments, bei denen ein Investor im Rahmen einer Mehrheitsübernahme ein bestehendes Unternehmen kauft. Die Risiken zwischen Venture Capital und Buyout sind sehr unterschiedlich: Während man im Venture-Bereich mit einer hohen Ausfallrate rechnen muss, sind im Buyout-Bereich in der Regel wenig Ausfälle zu sehen. Buyout bietet also ein defensiveres Rendite-Risiko-Verhältnis als Venture Capital. Gleichzeitig sind die Renditeerwartungen im Buyout-Bereich tiefer als im Venture-Bereich.

Netfonds: Es gibt mehrere Möglichkeiten in Private Equity zu investieren. Typischerweise kennt man geschlossene Fonds. Alternativ gibt es auch Listed Private Equity. Was sind die Unterschiede?

Michel Degosciu: Bei Listed Private Equity wird in an der Börse gelistete Private Equity-Gesellschaften investiert. Diese tätigen dann Investitionen in mittelständische Unternehmen mit dem Ziel diese später mit einem Kapitalgewinn zu verkaufen. Listed Private Equity bietet aufgrund der Börsennotiz eine hohe Transparenz und die Möglichkeit sein Investment ohne Mindesthaltedauer jederzeit wieder verkaufen zu können. Auch gibt es kein Minimuminvestment.

Geschlossene Fonds sammeln bei Fondsauflage Gelder ein, die dann über mehrere Jahre investiert werden. Der Fonds hat eine fixe Laufzeit, während derer die Gelder an den Investor zurückgezahlt werden. Diese Art von Fonds eignet sich eher für größere Anlagevermögen, da hier in der Regel sowohl ein Minimuminvestment als auch eine Mindesthaltedauer verlangt wird.

Beiden Anlagemöglichkeiten ist gemeinsam, dass sie eine gewisse Korrelation mit dem allgemeinen Aktienmarkt aufweisen.

Netfonds: Warum sollte man in Private Equity investieren?

Michel Degosciu: Ein Investment in Private Equity bietet die Möglichkeit, vom Wachstum von Unternehmen zu profitieren. Insbesondere die Phase nach einer erfolgreichen Unternehmensgründung und der anschließenden Marktdurchdringung bietet interessante Investmentopportunitäten. Private Equity bietet Zugang zu diesen Deals, die ansonsten über den Kapitalmarkt für Anleger kaum verfügbar sind.

Netfonds: Sie bieten den LPActive Value Fund an. Hier fokussieren Sie sich auf unterbewertete Listed Private Equity-Unternehmen – wie gehen Sie dort vor?

Michel Degosciu: Der LPActive Value Fund wurde bereits 2009 aufgelegt und fokussiert sich auf diejenigen Private Equity Unternehmen, die eine solide Bilanzstruktur, eine komfortable Liquiditätslage sowie einen attraktiven Discount auf den Buchwert haben. Nur dann sind die Unternehmen in der Lage auch günstig während Krisenphasen zu investieren. Es handelt sich um eine klassische Value-Strategie im Bereich Listed Private Equity. Ein Beispielunternehmen ist HgCapital Trust, die stark im Software-Bereich investiert sind und die aktuelle Krise hervorragend meistern.

Netfonds: Wie ist die derzeitige geografische Aufteilung im Fonds und in welche Private Equity Segmente investieren Sie?

Michel Degosciu: Der Fonds ist mit rund 51% hauptsächlich in Kontinentaleuropa investiert, mit circa 31% in Nordamerika (USA und Kanada) und 7% in Großbritannien. Der Fokus liegt mit über 80% im Buyout-Segment.

Netfonds: Wie gehen Sie mit Währungen um?

Michel Degosciu: Der Fonds investiert weltweit und ist daher diversen Währungsrisiken ausgesetzt. Es gibt Anteilsklassen in EUR, USD und CHF. Dort wird die Währungsexposure auf Look-through Basis abgesichert.

Netfonds: Welche Renditen konnten mit dieser Value-Strategie bisher erzielt werden?

Michel Degosciu: Der Fonds konnte sich seit Auflage im Sommer 2009 mehr als verdoppeln. In 2019 konnte der Fonds über 21% zulegen. In der ausschüttenden Tranche konnten wir zudem für 2019 über 7% als Dividendenrendite ausschütten.

Netfonds: Für wen eignet sich der Fonds?

Michel Degosciu: Der Fonds eignet sich für Investoren, welche an der Anlageklasse Private Equity profitieren wollen aber kein Mindestinvestment leisten möchten und immer die Option haben möchten auch wieder zu verkaufen.

Michel Degosciu, LPX

Michel Degosciu, LPX

Dr. Michel Degosciu ist bei der LPX AG als Managing Partner tätig. Er verfügt über einen Master mit Schwerpunkt Corporate Finance von der WHU Otto Beisheim School of Management und promovierte an der Universität Basel zum Thema Listed Private Equity unter Leitung von Prof. Dr. Heinz Zimmermann.

Ihr Ansprechpartner im Hause Netfonds:


Christian Nicolaisen

Telefon: 040 / 822 267 -236
E-Mail: cnicolaisen@netfonds.de

Ihr Netfonds-Team

Bild: DNB