Netfonds-Menschen: Torsten Vetter

24. Oktober 2019

NFS Netfonds Zertifikate-Profi Torsten Vetter im Interview

Torsten Vetter (53) ist Bankfachmann und Zertifikate-Spezialist und seit dem 1. Januar 2019 bei NFS Netfonds. Mit seiner mehr als zwanzigjährigen Erfahrung verhilft er der Netfonds Gruppe und unseren Beratern zu noch mehr Expertise in volatilen Märkten. Als Urgestein der Zertifikate-Branche war er einer der Ersten, der Zertifikate in der Vermögensverwaltung professionell einsetzte. Wir haben ihn gefragt, wie es dazu gekommen ist, was ihn veranlasst hat zur Netfonds Gruppe zu wechseln und was er sich für die Zukunft bei Netfonds vorgenommen hat.

Wie kam es dazu, dass Du Dich für Zertifikate interessiert hast?

Ich habe mit der Beratung von Privatkunden im Wertpapiergeschäft 1990 in einer Bremer Privatbank begonnen. Bereits nach kurzer Zeit habe ich festgestellt, dass vielen Kunden bei Wertpapierkäufen sehr viel stärker auf eine hohe Gewinnwahrscheinlichkeit als auf die Gewinnhöhe Wert legten. Insofern hätte ich mir schon damals Papiere gewünscht, die eine Art Tausch beinhalten: Verzicht auf sehr hohe Gewinne, dafür viel häufiger kleinere Gewinne statt Verlusten. Aber das war damals nur mit Termingeschäften möglich, für die sehr strenge Zulassungsvoraussetzungen galten.

Und wann hast Du dann Zertifikate für dich entdeckt?

Das weiß ich noch sehr genau: 1996 lief mir erstmalig ein Discount-Zertifikat über den Weg. Ein Jahr zuvor hatte HSBC Trinkaus diese Gattung erfunden. Aber mein erstes Papier, was ich sah, war vom Emittenten UBS. Die Namensgebung von Discount-Zertifikaten war damals auch noch nicht so einheitlich wie heute: Bei der UBS hießen die Papiere BLOC-Zertifikate. Diese Abkürzung stand für „Buy LOW or Cash“. Mir hat dieser Name gut gefallen, da er – ähnlich wie Discount-Zertifkate – die Funktionsweise des Papiers bereits andeutet.

Und kamen Zertifikate bei Kunden gleich gut an?

Das war sehr unterschiedlich. Damals hatten wir noch viele Tradingkunden, die mit Aktien gehandelt haben. Für die waren Zertifikate etwas zu langweilig. Und konservative Anleger hatten damals noch die Möglichkeit, eine positive Verzinsung für Anleihen ordentlicher Schuldner zu erhalten. Das kommt einem heute ja beinahe unwirklich vor.

Trotz dieser Ausgangssituation gab es schnell ein wachsendes Interesse an Zertifikaten in unserer Bank. Wir haben daher einige Jahre später sogar einen der ersten Zertifikatefonds in Deutschland aufgelegt.

Und ist das Volumen in Zertifikaten dann stetig weiter gewachsen?

Zunächst ja. Im Rahmen der Internetblase 2000 bis 2003 kam es natürlich zwar zu Kursrückgängen, die aber bei Discountzertifikaten weniger heftig ausgefallen sind als bei den Basiswerten selber.

Damals waren die Emittenten aber sehr kreativ: Es kamen viele ganz neue Zertifikatearten auf. Seit etwa 2003 gab es Bonuszertifikate, etwas später dann Express-Zertifikate. Da ist dann auch einiges an neuem Volumen hineingeflossen.

Gab es auch schwierige Phasen am Zertifikatemarkt?

Ja, die gab es. Nachdem im Rahmen der Finanzkrise Lehman zusammenbrach und deren Zertifikate nicht zurückgezahlt wurden, war das Thema Zertifikate in den Medien äußerst negativ präsent. Fraglos hat es vor der Finanzkrise Fälle mit Fehlberatungen gegeben, in denen auch Zertifikate empfohlen wurden. Aber in der damaligen Darstellung in den Medien wirkte es fast so, als wären Zertifikate der Auslöser der Finanzkrise gewesen. Für mich hatte das nichts mit einer ausgewogenen Berichterstattung zu tun sondern war eher eine undifferenzierte Schwarz-Weiß-Betrachtung. Diese Berichterstattung zeigte aber sehr bald Wirkung: Es gab einen massiven Vertrauensschaden, der das Zertifikatevolumen zusammenschmelzen ließ. Dieser Rückgang ist selbst heute noch spürbar.

Und wie ging es dann nach der Finanzkrise mit Zertifikaten weiter? Und wie siehst Du die Entwicklung in der Zukunft?

Es war eine deutliche Tendenz zu vereinfachten Strukturen erkennbar mit Discount-Zertifikaten, Aktienanleihen und (Capped) Bonuszertifikaten. Dieser Trend hält bis heute an. In den vergangenen drei Jahren ist zudem das Segment der Express-Zertifikate stark gewachsen. Diese haben inzwischen eine signifikante Bedeutung für den Markt. Ich denke, dass der Markt weiter wachsen wird. Nicht explosionsartig, aber sehr stetig.

Eine persönliche Frage: Du hast nach knapp 30 Jahren bei einer Privatbank den Absprung gewagt und bist zum Jahresanfang 2019 zur Netfonds Gruppe gewechselt. Wie sind Deine Erfahrungen nach den ersten zehn Monaten?

Ich denke, dass jeder davon träumt, in seinem Beruf gleichzeitig auch seine Berufung zu finden. In der recht abstrakten Finanzwelt ist das ja nicht so leicht. Umso mehr freut es mich, dass ich bei Netfonds die Hauptaufgabe habe, das Zertifikategeschäft zu fördern – also meinen Lieblingsbereich, in dem ich mich ausgesprochen gerne bewege. Der Grund hierfür ist sehr einfach: Ich bin aus eigener langjähriger Erfahrung zutiefst davon überzeugt, dass die Nutzung von Zertifikaten die Schwankungen des Depots reduziert und damit die Nerven von Kunden und Beratern schont. Und das verbessert letztlich das Vertrauen zueinander und vereinfacht die Zusammenarbeit.

Der Wechsel selber war natürlich zunächst dennoch eine große Umstellung: Neue Kollegen, neue Technik – und sehr viele Haftungsdachpartner mit recht unterschiedlichen Ansätzen. Aber man hat es mir hier bei Netfonds leicht gemacht: Ich wurde wirklich sehr herzlich empfangen. Und die Haftungsdachpartner und deren jeweiligen Strategien kennenzulernen ist für mich ausgesprochen interessant und macht großen Spaß. Auf der Emittenten- bzw. Zertifikateseite hat sich hingegen eigentlich nichts geändert: Ich kenne die Zertifikatetypen und teilweise auch die Ansprechpartner seit Jahrzehnten. Das hat mir natürlich beim Start zusätzlich geholfen. Mein Resumee daher: Ich würde diesen Schritt immer wieder so machen.

Und was hast Du Dir für die Zukunft bei Netfonds vorgenommen?

Ich möchte das Zertifikategeschäft bei Netfonds weiter sehr deutlich nach vorne bringen und insbesondere die Basis der Nutzer erweitern. Ich stelle derzeit fest, dass es einerseits Partner gibt, die Zertifikate seit geraumer Zeit professionell einsetzen. Von diesen werde ich nur fallbezogen eingebunden, wenn es um spezielle Fragestellungen geht. Andererseits gibt es Partner, die sich für den Bereich der Zertifikate interessieren, aber noch Berührungsängste haben. Da ist es mein klares Ziel, hier Aufklärungsarbeit zu leisten.

Das Preisverhalten von Zertifikaten ist keine Raketenwissenschaft, sondern gehorcht logisch nachvollziehbaren Prinzipien. Und wenn man diese Zusammenhänge einmal in Ruhe durchdacht hat, vergisst man sie auch nicht mehr. Aus diesem Grund habe ich die monatliche Webinarreihe (findet jeden 2. Dienstag eines Monats um 14.00 Uhr statt) auch ergänzt: Neben der Vorstellung einzelner Produkte ist jeweils auch ein Schulungsteil enthalten, der die Logik hinter den Kursentwicklungen erläutert.

Hier geht’s zum Anmeldeformular der Zertifikate-Webinare!

Ihr Ansprechpartner im Hause Netfonds:

Torsten Vetter

Telefon: 040 / 822 267 -319
E-Mail: tvetter@netfonds.de

Ihr Netfonds-Team

Bild: Torsten Vetter, NFS Netfonds Financial Service GmbH