Mark Mobius im Interview

31. Juli 2019

Sasa Perovic stellt Fragen zum neuen „Mobius Emerging Markets Fund“

Emerging-Markets-Urgestein Mark Mobius startet mit der in London ansässigen Mobius Capital Partners den „Mobius Emerging Markets Fund“. Sasa Perovic hat ihn gefragt, was die Besonderheiten seines neuesten Fonds sind.

Bild: Sasa Perovic im Interview mit Mark Mobius

Herr Mobius, Schwellenländer waren 2018 der Prügelknabe an den Börsen. Warum glauben Sie, dass diese Märkte (wieder) attraktiv sind?

Mark Mobius: Ich glaube, nach einem schwierigen letzten Jahr, sehen wir nun den Beginn einer Trendwende in den Schwellenländern. Die Anleger haben sich zuletzt angesichts der jüngsten Volatilität zurückgehalten. Aber es scheint, dass sie jetzt die Chancen erkennen, die diese Märkte im Moment bieten. Die Bewertungen sind in vielen Fällen nach wie vor relativ niedrig, die Währungen sind gesunken und gleichzeitig sind viele Schwellenländer die am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt.

China steht gerade im Handelskrieg mit den USA. Wie wird sich das auf die Emerging Markets allgemein auswirken?

Mark Mobius: Der Handelskrieg zwischen China und den USA schafft Unsicherheiten und wirkt sich auf die Weltwirtschaft aus, aber Sie werden feststellen, dass die US-Wirtschaft immer noch stark ist und China, obwohl sich das BIP-Wachstum verlangsamt, immer noch eines der am schnellsten wachsenden Länder der Welt ist. In US-Dollar terms wird das Wachstum der chinesischen Wirtschaft mit 5 % oder 6 % immer noch über dem 10 %igen Wachstum in 2010 liegen. Mit einem Rückgang der Zinsen in den USA sollte sich die Wirtschaft trotz des Handelskrieges weiterhin gut entwickeln. Aber selbst, wenn wir von einem verlangsamten Wachstum in China ausgehen, dürfen wir nicht vergessen, dass es dort, wo es Verlierer gibt, auch Gewinner gibt und in diesem Fall könnten es die Schwellenländer sein: Der US-amerikanische und chinesische Handelskrieg ist für eine Reihe von Schwellenländern von Vorteil, da sich das ursprünglich chinesische Produktions- und Exportgeschäft teilweise in diese Länder verlagert. Nach Daten des amerikanischen Census Bureaus kaufen Amerikaner schon jetzt mehr von Lieferanten in Vietnam, Taiwan, Bangladesch und Südkorea, um US-Zölle auf chinesische Konsumgüter zu vermeiden.

Sie haben jahrzehntelang wie kein anderer Schwellenländer analysiert und erfolgreich investiert. Was hat Sie dazu bewogen jetzt einen neuen Fonds aufzulegen?

Mark Mobius: Wie Sie sagen, investieren Carlos Hardenberg, Greg Konieczny und ich seit Jahrzehnten gemeinsam in Schwellenländern. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass insbesondere eine Strategie bei Investitionen in kleinere und mittlere börsennotierte Unternehmen in diesen Ländern sehr erfolgreich war: Aktive Verbesserung der Unternehmensführung (Governance). Und so beschlossen wir, ein eigenes Unternehmen zu gründen, das sich auf diese eine Strategie fokussiert. Darüber hinaus glauben wir, dass jetzt ein guter Zeitpunkt ist, um in Schwellenländer zu investieren. Diese Länder unterscheiden sich heute sehr stark von der Situation vor zwanzig Jahren. So liegen beispielsweise die privaten und öffentlichen Schulden in den meisten Schwellenländern unter dem Niveau der vergangenen schuldengetriebenen Krisen. Und viele Schwellenländer sind die am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt, während sie gleichzeitig eine Reihe von attraktiven und innovativen Unternehmen hervorgebracht haben. Diese Entwicklungen in Verbindung mit dem enormen Anstieg der Bevölkerung und der Binnennachfrage machen die EM-Unternehmen heute weniger abhängig vom internationalen Handel und weniger anfällig für globale Risiken. Darüber hinaus glaube ich, dass viele dieser Unternehmen derzeit im Vergleich unterbewertet sind. All dies bietet eine große Chance für Investoren.

Was ist Ihre Philosophie? Wie gehen Sie bei Titelselektion und Portfolioallokation vor?

Mark Mobius: Wir konzentrieren uns darauf aktiv mit unseren Portfoliounternehmen an operativen Themen im Allgemeinen und Governance-Faktoren im Besonderen zu arbeiten. Wir kaufen Unternehmen unter ihrem eigentlichen Wert und arbeiten dann mit ihnen zusammen, um eine Neubewertung zu erreichen.

Unsere Auswahl basiert auf einem grundlegenden Bottom-up-Rechercheprozess, bei dem wir zunächst eine Watchlist von Unternehmen generieren. Für diese Unternehmen führen wir jeweils eine intensive und sehr umfangreiche 360⁰ Due Diligence (4 bis 6 Wochen) durch. Die Unternehmen, die diese Due Diligence bestehen, werden dann dem sehr erfahrenen Investitionskomitee vorgestellt und dort ausführlich diskutiert. Das Komitee trifft dann die Entscheidung zu investieren oder nicht zu investieren.

Neben Qualität und aussichtsreicher Bewertung legen Sie auch Wert auf ESG (Environmental Social Governance). Warum?

Mark Mobius: Untersuchungen haben gezeigt, dass Unternehmen, die auf der ESG-Seite gut aufgestellt sind, besser abschneiden und höhere Bewertungen erzielen als Unternehmen, die es nicht sind. Eine aktuelle Studie zeigt, dass Unternehmen, die aufgrund des Engagements von Investoren Änderungen an Umwelt-, Sozial- oder Governance-Standards vorgenommen haben, nach 18 Monaten 7 % Mehrrendite erwirtschafteten. Diese Ergebnisse stimmen mit unseren persönlichen Erfahrungen überein. Durch die Berücksichtigung von ESG-Faktoren können Investoren das Risikoprofil ihrer Anlagen deutlich reduzieren, was sich langfristig nicht nur in positiven Renditen niederschlägt, sondern sich auch positiv auf alle Stakeholder auswirkt.

Viele Investoren scheinen sich auf Unternehmen mit hohen ESG-Standards zu konzentrieren. Wir glauben, dass wir, gerade wenn wir mit von niedrigen ESG-Standards starten und dann mit Portfoliounternehmen zusammenarbeiten, um diese zu verbessern, bessere Renditen erzielen können.

Lassen Sie uns kurz über Ihr Portfolio sprechen. Klassische asiatische Schwergewichte sucht man bei Ihnen vergeblich.

Mark Mobius: Das größte Potenzial für unsere Strategie sehen wir im Small- und Midcap-Bereich in den Emerging Markets. Während es in Europa und den USA erhebliche Fortschritte bei den ESG-Standards gegeben hat, hinken viele Unternehmen in Schwellen- und Grenzländern ihren Konkurrenten in den entwickelten Märkten hinterher. Dies gilt insbesondere für Small- und Mid-Cap-Unternehmen, die oft von Unternehmern und Familien geführt werden. Diese Unternehmen leiden eher unter schlechten Investor Relations oder suboptimaler Corporate Governance. Und es gibt viel weniger Informationen über diese Unternehmen. Eine sorgfältige Due Diligence ist unerlässlich. In diesem Segment der Small/Mid Caps können wir potenziell die größten Verbesserungen erreichen und den größten Mehrwert schaffen.

Wir erwähnten es eingangs. Schwellenländer sind durchaus volatil. Wie funktioniert Ihr Risikomanagement? Was tun Sie, um ausufernde Draw Downs zu verhindern?

Mark Mobius: Unser Due Diligence Prozess ist ein wichtiger Faktor im Risikomanagement. Wir betrachten das Makroumfeld ebenso wie die Unternehmensebene. Wir bewerten das Risiko gründlich, bevor wir investieren. Und nachdem wir investiert haben, beobachten wir die Unternehmen genau. So haben wir beispielsweise in ein chinesisches Unternehmen investiert, das zwar vor unserer Investition offen für unseren Engagement-Plan zu sein schien, im Nachhinein aber die diskutierten Änderungen nicht umsetzte. Also beschlossen wir zu verkaufen.  Wir werden uns nur mit Unternehmen beschäftigen, die offen für Verbesserungen und Veränderungen sind.

Aktuell stehen Sie beim Volumen bei rund 200 Mio. EUR. Welches Volumen peilen Sie innerhalb der nächsten zwölf Monate an?

Mark Mobius: Wir haben ein Limit von 2 Milliarden US-Dollar als Grenze unserer Kapazität festgelegt. Diesen Betrag werden wir nicht überschreiten.
Lassen Sie uns konkret werden. Welchen konkreten Mehrwert liefern Sie unseren Partnern? Was sind die drei Gründe, warum sich unsere Partner bei Ihnen engagieren sollen?

Mark Mobius: Erstens haben wir neben uns Gründungspartnern Carlos von Hardenberg, Greg Konieczny und mir, die wir seit Jahrzehnten und mit einer starken Erfolgsbilanz in den Schwellenländern investieren, ein unglaublich erfahrenes Team zusammengestellt, das meiner Meinung nach einen besonderen Mehrwert für unser Unternehmen liefert. Darüber hinaus ist das gesamte Team persönlich in die Strategie investiert.

Zweitens haben wir eine einzige, konzentrierte Strategie, mit nur 25 bis 35 Unternehmen im Portfolio. Dies ermöglicht es uns, sehr aktiv mit jedem Unternehmen zu kooperieren und eng an der Verbesserung der Unternehmensführung und anderen operativen Themen zu arbeiten. Ich glaube, dass ein solches fokussiertes Engagement, insbesondere auf der E-, S- und G-Seite, das größte Potenzial hat, gute Ergebnisse zu liefern und Wert für alle Beteiligten zu schaffen.

Schließlich glauben wir, wie bereits erwähnt, dass jetzt ein guter Zeitpunkt ist, um in Schwellenländer zu investieren, die Bewertungen und viele Währungen bleiben niedrig, während wir in vielen dieser Märkte eine Trendwende beim Wachstum beobachten. Darüber hinaus profitieren viele Schwellenländer bereits jetzt von den aktuellen Spannungen zwischen den USA und China, die sich nun voraussichtlich nicht mehr sehr bald lösen lassen. Wir glauben, dass unsere auf den Small- und Midcap-Sektor in den Emerging Markets zugeschnittene Strategie diesen Unternehmen helfen kann, eine Wertsteigerung zu erreichen und Shareholder Value zu schaffen.

Wir sind fest davon überzeugt, dass die Verbesserung der ESG-Standards in Schwellen- und Grenzmärkten eine größere Chance bietet, langfristige Renditen bei gleichzeitiger Risikominderung zu erzielen.

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