„Jeder im Team konzentriert sich auf den größten Mehrwert“

01. Oktober 2020

Wais Samadzada (l.), Covesto Asset Management, und Sven Pfeil, Aramea Asset Management

Manager-Interview mit Wais Samadzada und Sven Pfeil

Seltener Blick in den Maschinenraum: Nach einer Phase, in der die Performance des IP White hinter den Erwartungen zurückblieb, ist der Mischfonds seit 2019 zurück in der Erfolgsspur. An welchen Stellschrauben man dafür gedreht hat, erklären Wais Samadzada und Sven Pfeil im Gespräch mit Netfonds.

Netfonds: Herr Samadzada, Sie haben den Mischfonds IP White (LU1144474043) 2019 neu aufgestellt. Mal ganz lapidar gefragt: Was war los?

Wais Samadzada: Die Portfoliostruktur war 2018 und Anfang 2019 nicht optimal. Wir hatten damals rund 40 Aktienpositionen im Portfolio und eine durchschnittliche Aktienquote von 30 %. Von den 40 Positionen waren einige Werte zusätzlich abgesichert. Doppelt defensiv aufgestellt gewinnt man in diesen Zeiten aber keinen Blumentopf. Also haben wir uns gefragt, wie wir das Geld unserer Investoren, aber auch unser eigenes, denn wir sind selbst investiert, in guten Marktphasen wieder dynamischer vermehren können. Und dabei offensichtlich die richtigen Konsequenzen gezogen, denn mit Blick auf die jüngere Performance können wir sagen: Operation geglückt!

Netfonds: Was waren die Konsequenzen konkret?

Samadzada: Wir haben die Zahl der Aktienpositionen auf 20 halbiert, parallel dazu aber die Investitionsquote angehoben. Zusätzlich setzen wir die Risikostreuung nun über eine größere Zahl an Ländern und Industrien um, statt über erhöhte Aktivität im Derivatehandel. Ergebnis dieser Umstellungen ist eine solide Performance. Und ganz wichtig: Während die Rendite im Verhältnis überdurchschnittlich stark zugelegt hat, ist die Volatilität nur marginal gestiegen. Bisher ist also alles wie geplant verlaufen. Die sehr erfreulichen Ergebnisse kann man im Chart seit Oktober 2019 gut ablesen.

Netfonds: Für die Rentenseite haben Sie mit Sven Pfeil von Aramea Asset Management nun einen ausgewiesenen Experten an Bord. Was erhoffen Sie sich von dem Managerwechsel?

Samadzada: Mit Sven haben wir nun klar verteilte Zuständigkeiten: Die Rentenabteilung kümmert sich um die Anleihen, unsere Aktienspezialisten machen Vorschläge für die besten Aktien im IP White. Jeder im Team konzentriert sich also auf seine Kernkompetenz und schafft so für den IP White den größten Mehrwert. So wie Aramea und Sven Pfeil keine Ambitionen haben, sich beim IP White im Stock Picking zu probieren, überlassen wir von Covesto die Anleihenselektion den Profis von Aramea.

Netfonds: Stichwort Anleiheselektion: Herr Pfeil, was hat sich rentenseitig durch ihren Einstieg verändert?

Sven Pfeil: Bei den Anleihen kommt nun auch unsere Expertise im ESG-Bereich und im Nachrangsektor zum Tragen. Der Rentenanteil besteht aber natürlich nicht nur aus Nachrang- und Wandelanleihen, das Universum umfasst auch Senior-Anleihen, Staatsanleihen und Covered Bonds.

Netfonds: Welche Herausforderungen sehen Sie aktuell?

Pfeil: Die Herausforderung war nie die Börse. Die große Krise hat tatsächlich auf dem Rentenmarkt stattgefunden. Die Preisfindung bei Unternehmensanleihen zum Jahresbeginn hat teilweise nicht stattgefunden. Im Grunde hat dieser schnelle und heftige Ausverkauf einem vorgeführt, was passieren kann, wenn man nur in marktenge und wenig liquide Renten investiert ist. Wir haben das Bondsportfolio angepasst und kleine illiquide Emissionen im Portfolio reduziert. Mittlerweile fühlen wir uns auch hier wohl.

Netfonds: Wie wirkt sich die neue Aufstellung auf den Managementprozess aus?

Samadzada: Unser Anlagestil ist jetzt deutlich stringenter und disziplinierter. Normale tägliche Marktschwankungen haben im Gegensatz zu früher kaum noch Einfluss auf unser Orderverhalten. So ist die Umschlaghäufigkeit im Vergleich zu 2018 stark gefallen und die Absicherung über Derivate kommt nur noch in Extremfällen wie jüngst bei den starken Verwerfungen im Zuge der Coronakrise zum Einsatz. Diese Absicherungen lösen wir zudem gleich wieder auf, sobald die größte Verunsicherung der Vergangenheit angehört. Dieser Anlageprozess ist für unsere Investoren verständlicher. Aber auch die Bandbreite, in der sich der IP White je nach Marktlage entwickeln wird, lässt sich so besser kalkulieren.

Netfonds: Welche Themen interessieren sie besonders oder welche Branchen werden übergewichtet?

Samadzada: Der IP White ist kein Themenfonds. Wir sehen uns als Generalisten, die keinem einzelnen Sektor verhaftet sind. Aktuell sind wir auf der Aktienseite übergewichtet bei Digitalisierungsgewinnern und traditionellen Informations- und Zahlungsdienstleistern. Diese Bereiche sind momentan sehr attraktiv, da sie vergleichsweise krisenresistent sind und weiter positives Wachstum zeigen. Sobald sich die globale Konjunkturlage ändert, werden wir unser Sektorexposure den neuen Möglichkeiten anpassen. Nachdem Banken und die Ölindustrie lange Zeit die höchste Marktkapitalisierungen besaßen, waren es in den zurückliegenden Jahren immer stärker Digitalisierungsgewinner waren (blau gekennzeichnet), die sich überdurchschnittlich entwickeln konnten. Wir sind der Meinung, dass wer sich nur starr einem Sektor verschreibt, in der langen Frist keinen großen Erfolg haben kann. Dafür ist die Welt zu stark im Wandel.

Netfonds: Wie schätzen sie den Bondsmarkt für die kommenden zwei bis drei Jahre ein und wie haben Sie sich aufgestellt?

Pfeil: Der risikofreie Zins wird noch länger auf dem niedrigen Niveau beziehungsweise im negativen Bereich verharren. Auf diese Politik ist mittlerweile auch die Fed umgeschwenkt. Die Notenbanken werden weiter expansiv agieren, in Deutschland rentiert die ganze Kurve bis einschließlich 30-jähriger Laufzeit im negativen Bereich. Bei der ganzen Liquidität, die in die Märkte gepumpt wird, sollten wir jedoch immer einen Blick auf die Inflation richten und hier wachsam bleiben, auch wenn es aktuell keinen Inflationsdruck gibt. Vor diesem Hintergrund ergibt sich folgende Aufstellung: In dieser Gemengelage müssen wir gewisse Risiken in Kauf nehmen, um überhaupt positive Erträge erwirtschaften zu können. Hier setzen wir insbesondere auf Kreditrisiken, wo wir ein attraktives Chance-Risiko-Profil sehen. Defensiver haben wir uns in Bezug auf die Zinsänderungsrisiken aufgestellt, so ist der Rententeil aktuell mit einer Duration von nur 3,3 Jahren aufgestellt bei einer durchschnittlichen Rendite der im Fonds enthalten Anleihen von über 4 %.

Netfonds: Welche Performanceerwartung haben Sie insgesamt für den IP White?

Samadzada: Wir sind mit dem konservativen IP White angetreten, eine Rendite von über 5 % p.a. zu erreichen. In den letzten Jahren hat die Renditeerwartung im Anleihenbereich weiter abgenommen und der Markt geht von einem weiteren Rückgang aus. Aktuell fühlen wir uns mit dem Bondportfolio wohl und können hier immer noch eine erwartete Rendite von rund 3 bis 4 % aufweisen. Jedoch ist auch klar, dass bei anhaltend niedrigem Zinsniveau die Anleihe-Renditeerwartung bei gleichbleibendem Risikoprofil weiter fallen dürfte. Auf der anderen Seite schaffen wir es, hochinteressante und renditestarke Aktieninvestments zu identifizieren, die das Gesamtrenditeprofil signifikant nach oben ziehen. Per September sind wir auf Kurs, unsere Jahresziele zu erreichen. Die Performance der einzelnen Monate zeigt eine harmonische Entwicklung. Es gibt keine unerwartet starken Ausreißer nach oben oder unten. Das ist wichtig, da der IP White eine stetige und kontinuierliche Entwicklung anstrebt.

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Bild: Wais Samadzada (Covesto Asset Management) und Sven Pfeil (Aramea Asset Management)