„Es ist noch attraktiver als kurz nach der Finanzkrise"

26. Februar 2020

Interview mit Axel Krohne, Portfoliomanager des AvH Emerging Markets Fonds

Axel Krohne sieht in einigen wenig beachteten Schwellenländern wieder gute Kaufgelegenheiten. Die hervorragenden Kennzahlen, die das Portfolio des von ihm gemanagten AvH Emerging Markets Fonds aufweist, scheinen ihm Recht zu geben.

Netfonds: Herr Krohne, das globale Wachstum geht schon länger zurück. Jetzt legt auch noch das Coronavirus halb China lahm und unterbricht die internationalen Lieferketten. Kann man als Manager eines Schwellenländer-Fonds in so einer Situation noch ruhig schlafen?

Axel Krohne: Die Virenepidemie wird das weltweite Wachstum kurzfristig belasten – allen voran in China selbst. Im AvH Emerging Markets Fonds gibt es aber schon seit Jahren keine einzige chinesische Aktie mehr. Dafür sind wir stark in Frontier Markets wie Ägypten, Nigeria und Kenia investiert. An diesen Börsen wird das Coronavirus keine große Rolle mehr spielen, denn die Investoren haben sich von dort ohnehin schon lange verabschiedet. Ich kann also nicht nur sehr gut schlafen, sondern bin aktuell auch fast voll investiert.

Netfonds: Das bedeutet aber doch, dass die Mehrheit der Anleger diese Märkte offenbar anders einschätzt als Sie.

Axel Krohne: Richtig. Das hat aber nicht unbedingt etwas mit der objektiven Lage zu tun. Die entscheidende Entwicklung der letzten Jahre war die Aktienmarktrallye in den USA. Das hat alles andere überlagert, und alle Investoren weltweit haben beschlossen, dieser Rallye hinterherzulaufen. Andere Themen sind dadurch verdrängt worden. Es gibt große Frontier-Markets-Fonds, aus denen in den letzten zwei Jahren ohne ersichtlichen Grund 80 Prozent des Anlagekapitals abgezogen wurde. Für die großen Institutionellen lohnt es sich teilweise gar nicht mehr, an diesen Märkten noch präsent zu sein. Sie machen dort ihre Büros zu und schicken ihre Analysten nach Hause.

Netfonds: Und daraus ergeben sich Ihrer Meinung nach Chancen?

Axel Krohne: Ja, sogar ganz erhebliche. Afrika ist dafür das beste Beispiel. Vor 15 Jahren gab es eine regelrechte Afrika-Begeisterung. Der afrikanische Kontinent war für viele Anleger die „letzte große Wachstumsstory“. Inzwischen sind viele der damaligen Prognosen sogar eingetroffen. Die meisten afrikanischen Länder haben heute das, was für eine echte Wachstumsstory unentbehrlich ist, nämlich einen wachsenden Mittelstand. Das wird erstaunlicherweise aber nicht zur Kenntnis genommen, und die afrikanischen Börsen liegen im Dornröschenschlaf. Wir befinden uns also geradezu in einem „Sweet Spot“: Das Wachstumspotenzial entfaltet sich wie erwartet; zugleich sind die Märkte aber förmlich ausgebombt.

Netfonds: Dementsprechend niedrig dürften auch die Bewertungen sein…

Axel Krohne: Die Aktien im AvH Emerging Markets Fonds sind zurzeit nur mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 4 bewertet, und der durchschnittliche Abschlag auf den Buchwert liegt bei 20%. Dazu kommt noch, dass unser Portfolio als Ganzes eine Dividendenrendite von 8,7 Prozent abwirft. Ich kann mich an keinen anderen Zeitpunkt erinnern, an dem die Bewertungen in so vielen Frontier Markets so attraktiv waren. Selbst unmittelbar nach der Finanzkrise konnte man dort nicht so viele Aktien von hoher Qualität derart günstig kaufen.

Netfonds: Für solche beeindruckenden Kennzahlen muss man aber sicher auch höhere Risiken eingehen.

Axel Krohne: Das Image, besonders riskant zu sein, werden die Frontier Markets wohl nicht so schnell abschütteln. Die breite Streuung über viele verschiedene Länder hinweg relativiert aber schon Einiges, und die niedrigen Bewertungen puffern das Portfolio zusätzlich ab. Die Kursausschläge bei unserem Fonds sind unterm Strich nicht besonders hoch, obwohl wir
teilweise bewegte Zeiten hinter uns haben.

Netfonds: Sie haben von hohen Kapitalabflüssen aus vielen Frontier-Markets-Fonds gesprochen. Hat auch der AvH Emerging Markets Fonds Anlegergelder verloren?

Axel Krohne: Glücklicherweise nicht. Unsere Anleger sind mehrheitlich Überzeugungstäter, die ihre Strategie nicht von heute auf morgen umwerfen. Daneben haben wir immer klar
kommuniziert, was wir tun und welchen Ansatz wir verfolgen. Wir wollen keine Benchmarks schlagen, sondern konzentrieren uns als Value-Anleger ausschließlich auf Bewertungen und
Substanz. Dadurch investieren wir zwangsläufig anders als die großen Wettbewerber. Viele unserer Anleger wissen auch zu schätzen, dass sie sich über den AvH Emerging Markets
Fonds an substanzstarken MidCaps in kleineren Märkten beteiligen können, auf die sie ansonsten gar keinen Zugriff hätten.

Netfonds: Würden Sie Anlegern jetzt raten, von den rekordhoch bewerteten westlichen Börsen in die Emerging Markets und Frontier Markets umzuschichten?

Axel Krohne: An den Debatten darüber, ob bestimmte Marktbewertungen noch „gerechtfertigt“ oder „vernünftig“ sind, will ich mich eigentlich gar nicht beteiligen. Ich
interessiere mich ausschließlich für Aktien, die klar und eindeutig unterbewertet sind. Wenn ich daran Zweifel habe, dann kaufe ich nicht.

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Bild: Axel Krohne