"Ein paar Sicherheitsleinen sind nicht verkehrt"

20. Februar 2020

Interview

Dr. Hendrik Leber, Geschäftsführer von ACATIS Investment, im Interview mit Netfonds.

Netfonds: Herr Dr. Leber, seit kurzem gliedert ACATIS in seinen Monatsberichten das Fondsvolumen nach Nachhaltigkeitskriterien auf. Warum?

Dr. Hendrik Leber: Mit diesem Schritt möchten wir vorausgehen und Anlegern auf den ersten Blick zeigen, wie viel Prozent des jeweiligen Fondsvolumens in nachhaltigen Unternehmen oder Staaten investiert ist, oder solchen, die sich auf einem guten Weg dorthin befinden. Denn zur Nachhaltigkeit gehört Transparenz (die möchten wir zeigen), und Nachhaltigkeit wird in den nächsten Jahren immer stärker im Fokus stehen und auch das Anlageverhalten der Investoren beeinflussen.

Netfonds: Und welche Kategorien unterscheiden Sie dabei?

Dr. Hendrik Leber: Wir unterscheiden sechs Kategorien: ESG- und SDG-Kriterien, „nur“ ESG- oder „nur“ SDG-Kriterien, individuelles Rating, ohne Rating und nicht nachhaltig. Die Darstellung erfolgt durch ein Diagramm mit vier blauen, einem weißen und einem braunen Balken (s. Graphik).

Bei unseren Fonds zeigt sich, dass auch „normale“ Fonds einen hohen Grad an nachhaltigen Investments aufweisen können.

Grafik: Beispiel für die Nachhaltigkeit im ACATIS Datini Valueflex Fonds

Netfonds: Und was steht genau hinter den einzelnen Kategorien?

Dr. Hendrik Leber: ESG: Die ethisch/ nachhaltige Bewertung von Unternehmen wird oft in die drei Bereiche Umwelt (Environment), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance) aufgeteilt. Eine ESG-Bewertung gibt an, wie ein Unternehmen aktuell in diesen Bereichen wirtschaftet.

SDG: Die SDG-Kriterien (Sustainable Development Goals) wurden von den Vereinten Nationen als global gültige Prioritäten und Ziele bis zum Jahr 2030 festgelegt. 193 Staaten haben sich auf 17 Ziele mit 169 Unterzielen geeinigt, die bis 2030 umgesetzt sein sollen. Sie vereinen ökologische, soziale und wirtschaftliche Ziele und bilden alle Dimensionen von Nachhaltigkeit ab. Das erste Ziel ist beispielsweise die weltweite Beendigung von Armut. Weitere Ziele sind Gesundheit und Wohlergehen, sauberes Wasser, menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum.

Mit „Individuellem Rating“ sind die Titel gekennzeichnet, für die ein Spezialrating angefertigt wurde. Dieses Spezialrating wird speziell für die ACATIS Fair Value Investment AG (unser Nachhaltigkeitsberater) von der unabhängigen Ratingagentur imug/ Vigeo/ Eiris nach den ACATIS Fair Value-Kriterien erstellt.

Titel, für die es kein Rating gibt, oder Kasse-Positionen werden geführt unter „Ohne Rating“.

Titel und Staaten, die gegen Ausschlusskriterien verstoßen oder wegen eines schlechten ESG-Scores oder fehlendem Beitrag zu den SDGs bei der ACATIS Fair Value ausgeschlossen sind, werden als „Nicht nachhaltig“ eingestuft.

Netfonds: Der ACATIS Fair Value Modulor Vermögensverwaltungsfonds ist ein purer nachhaltiger Mischfonds? Was zeichnet diesen Fonds aus?

Dr. Hendrik Leber: Der ACATIS Fair Value Modulor Vermögensverwaltungsfonds ist ein flexibler Mischfonds mit einer langfristigen Ausrichtung und einem doppelten Selektionsprozess, dem Nachhaltigkeits- und dem Value-Prozess. Vergleichsweise wenige Unternehmen bestehen diese beiden anspruchsvollen Auswahlverfahren und gelangen in das Portfolio. Die Nachhaltigkeitskriterien überprüfen wir ständig und passen sie bei Bedarf an. Seit 2019 berücksichtigen wir zusätzlich die SDG-Kriterien bei der Titelauswahl. Ihre Einbindung liefert einen positiven Performancebeitrag. Wie der Name des Fonds bereits sagt, hat er einen vermögensverwaltenden Charakter, den wir durch eine breite Streuung in verschiedene Anlageklassen anstreben. Hierzu gehört beispielsweise ein Inflationsschutzprodukt, das wir zurzeit im Fonds halten.

Netfonds: Und für wen ist der Fonds interessant? 

Dr. Hendrik Leber: Der ACATIS Fair Value Modulor Vermögensverwaltungsfonds hat fünf Anteilklassen, die in Euro notieren. Die günstigste ist die Stiftungstranche, die sich an gemeinnützige Institutionen richtet. Zudem gibt es eine Tranche in Schweizer Franken. So erreichen wir eine breite Zielgruppe, vom Privatkunden bis hin zum institutionellen Anleger. Interessant ist der Fonds vor allem für diejenigen, die ihr Geld dorthin lenken möchten, wo sinnvoll damit gearbeitet wird. Attraktiv ist für viele zudem die jährliche Ausschüttung, die in den letzten Jahren jeweils bei ca. 4% lag (Klassen A, I, S). Die zu erwartende Ausschüttung wird bereits früh im jeweils laufenden Geschäftsjahr prognostiziert, was Planungssicherheit ermöglicht und deshalb von großem Vorteil ist. Die Anteilklassen B und V sind thesaurierend.

Netfonds: Was können Sie zu den Auszeichnungen des Fonds sagen? 

Dr. Hendrik Leber: Der ACATIS Fair Value Modulor Vermögensverwaltungsfonds trägt das europäische Transparenzsiegel und ist mit dem vom Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) vergebenen FNG-Siegel 2020 und zusätzlich einem Stern (von dreien) zertifiziert. Das bedeutet, der Fonds zeichnet sich durch eine besonders anspruchsvolle und umfassende Nachhaltigkeitsstrategie aus und erhält zusätzliche Pluspunkte in den Bereichen institutionelle Glaubwürdigkeit, Produktstandards sowie Selektions- und Dialogstrategien. Sehr gefreut haben wir uns auch über den zweiten Platz als Stiftungsfonds des Jahres 2020. Der Fachdienst RenditeWerk hat zum neunten Mal die Stiftungsfonds des Jahres ausgezeichnet. Die Redaktion überzeugte der strikte Nachhaltigkeitsansatz unseres Fonds und seine Ausschüttungsquoten.

Netfonds: Lassen Sie uns zum Schluss noch einen Blick auf Ihre Börsenerwartung für das kommende Jahr werfen. Wie schätzen Sie die Lage ein?

Dr. Hendrik Leber: Das Coronavirus aus Wuhan breitet sich schnell aus und die Auswirkungen auf die Volkswirtschaften sind spürbar. Denn eingeschränktes Reisen und Handeln führen zu Produktionsausfällen. Das sorgt zurzeit für eine schlechte Stimmung an den Börsen. Ein paar Sicherheitsleinen sind daher nicht verkehrt. Aktuell haben wir im ACATIS Fair Value Modulor Vermögensverwaltungsfonds eine Kurssicherung eingezogen, um gegen extreme Rücksetzer geschützt zu sein.

Die Korrekturen sind aber auch eine gute Gelegenheit, Aktien zu kaufen bzw. nachzukaufen, denn nach dem Virus geht das Leben weiter. Die Zinsen sind weiter auf einem niedrigen Niveau, sodass Aktien unter einer Rendite-Risiko-Betrachtung vorerst die vergleichsweise attraktivste Anlageklasse bleiben. Positiv auf die Börsen sollte sich zudem das Wahljahr in den USA auswirken.

Dr. Hendrik Leber, Geschäftsführer ACATIS Investment

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