Der Multi-Asset-Ansatz im Bereich der Sachwertanlagen

18. Mai 2016

Konstanz und Substanz für ein ausgewogenes Portfolio

einBlick befragte Ulrich Lück, Vertriebsleiter Beteiligungen & AIF, zu aktuellen Entwicklungen bei den Sachwertanlagen.

Sehen Sie einen Trend im Bereich der alternativen Investmentfonds bezogen auf Portfoliofonds?
Lück: Einen Trend im Sinne zunehmender Portfolioangebote am Markt ist momentan noch nicht zu erkennen. Allerdings ist die dem Ansatz nach einhergehende Investitionsdiversifizierung nicht nur politisch gewollt, sondern auch außerordentlich sinnvoll: Nicht umsonst hat die BaFin bei der Umsetzung der AIFM-Richtlinie den „risikogemischten Fonds“ eine breitere Investorenklientel zugesprochen, indem bei diesen auch geringere Zeichnungssummen investiert werden dürfen. Die wissenschaftlichen Studien, die den Erfolg von Multi-Asset-Ansätzen beweisen, sind so zahlreich wie das fast nervend inflationär genutzte Zitat „Nicht alle Eier in einen Korb legen“.

Warum sind bei diesen Voraussetzungen kaum Angebote im Bereich der Sachwertanlagen zu finden?
Lück: Dafür gibt es mehrere Gründe – zum einen sind die neuen Regularien nach KAGB in dieser Anlageform nicht einfach und BaFingerecht anzuwenden. Aber vor allem gehört weit mehr zu einem guten Investitionsangebot als nur eine breite Diversifikation. Die grundsätzliche Idee ist auch im Bereich der Sachwertanlagen nicht neu. Bereits die großen, börsennotierten Emissionshäuser hatten in den „Boomzeiten“ dieses Konzept aufgegriffen, jedoch falsch umgesetzt. Wie sich herausstellte, nutzten diese Anbieter diese Angebote leider dahin gehend aus, dass fast ausschließlich Zielinvestitionen in hauseigene Produkte getätigt wurden. Oft handelte es sich dabei um Schiffsfonds, Immobilienfonds oder andere Assetklassen, die als Einzelinvestment nicht vom Markt angenommen oder platziert wurden, weil sie zum Beispiel einfach „nicht gut“ waren. Böse Zungen nennen diese Fonds noch heute „Rest-Select“ – und hier sind wir bei einem ausschlaggebenden Punkt: Es geht um die Selektion, die unabhängig durch erfahrene Spezialisten begleitet werden muss. Streuung ist nicht per se gut – es muss in ein Portfolio objektiv geeigneter Zielfonds investiert werden.

Worauf sollte man sonst noch achten?
Lück: Neben der Selektion ist ein entscheidender Faktor die Kostenstruktur – es ist leider unvermeidbar, dass eine Dachfondsstruktur auch Geld kostet. Mit diesem Aufpreis erkauft sich der potenzielle Anleger quasi die Möglichkeit, mit einer überschaubaren Investitionssumme in ein breites, qualitativ hochwertiges Portfolio investieren zu können. Diese Kosten sollten allerdings so gering wie möglich gehalten sein, damit das „arbeitende Kapital“ den größtmöglichen Anteil der Investition darstellt. Auch hier gab es in der Vergangenheit „schwarze Schafe“.

Der Investitionsansatz gefällt mir und die genannten Kriterien leuchten mir auch ein, wie kann man diese aber bei den einzelnen Marktangeboten richtig einschätzen?
Lück: Diese Frage spiegelt genau den Grund wider, warum wir uns selber in das anbieterseitige Geschehen eingemischt haben. Wir wollten ein Angebot, das unseren Vorstellungen entspricht. In der Tat ist es nicht einfach, ein Angebot hinsichtlich der genannten Kriterien zu durchleuchten, aber wir – also die Netfonds Gruppe – bieten unseren Partnern schon seit dem Jahr 2003 Sachwertbeteiligungen, die früheren geschlossenen Fonds, an. Seit dieser Zeit hat sich eine umfassende Kompetenz aufgebaut. Neben dem Fachwissen der Mitarbeiter kann beispielsweise eine Datenbank genutzt werden, die relevante Informationen zu Tausenden Fonds umfasst. Dies ist wichtig, wenn es etwa um Benchmarkanalysen für die Auswahl potenzieller Zielfonds geht. In den vergangenen eineinhalb Jahren machte die Neuregulierung durch diverse Vorschriften den Zweitmarkt als Zielinvestition nahezu
unmöglich. Dieser Umstand hat dazu geführt, dass durch mangelnde Nachfrage die Preise in diesem Nischenmarkt weiter gefallen sind und das Angebot qualitativ sowie quantitativ zugenommen hat. Es lag also nahe, den Fokus auf diesen Markt zu konzentrieren, zumal unsere Datenbank enormen Nutzen bei der Evaluierung leisten kann.

Wie sieht das Zusammenspiel beim SubstanzPortfolio aus?
Lück: Die Grundidee entstand durch regulatorische Marktentwicklungen. Die Umsetzung der AIFM-Richtlinie in das KAGB macht seit Anfang 2015 die sogenannten Zweitmarktfonds, wie wir sie in der Vergangenheit sehr erfolgreich mit einigen Partnern vertrieben haben, in dieser Form nicht mehr möglich, da alternative Investmentfonds nur in alternative Investmentfonds investieren dürfen. Lukrative Zweitmarktangebote lassen sich zurzeit aber nur im Bereich der geschlossenen Fonds finden. Die Herausforderung war es, eine Lösung zu finden, um diese Möglichkeiten auszuschöpfen. Wir brauchten eine Struktur, die diese Investitionen weiterhin zulässt, und deswegen setzten wir uns mit Jörg Neidhart, dem Geschäftsführer der Secundus Advisory GmbH, an einen Tisch. Bei Secundus handelt es sich um ein Haus, das seit jeher auf Zweitmarktevaluierung spezialisiert ist. Wir haben bei der Produktentwicklung die Kostenstruktur so gering wie möglich gehalten und die Investitionskriterien mitgestaltet. Das Ergebnis ist eine depotfähige Zertifikatestruktur, ein sogenanntes Compartment. Es kann nun über Vermögensverwalter und unter unserem Haftungsdach vertrieben werden. Mögliche Zielinvestitionen können wir exklusiv vorschlagen, wobei wir uns in der Praxis und bezüglich der bisher getätigten Zielinvestitionen fachlich ideal ergänzt haben.

Warum ist „Secundus Advisory“ in dem Entwicklungsprozess auf Netfonds eingegangen?
Lück: Hierfür gibt es drei Gründe: Erstens ist auch der „Secundus Advisory“ sehr wohl bekannt, dass unser Fachwissen bei Investitionsentscheidungen sehr nützlich sein kann. Zweitens ist es vorteilhaft, einen aktiven Vertrieb an der Seite zu haben. Und drittens ist das Vehikel lediglich mit Bankenzulassung zu vertreiben – man kann also sagen, dass wir uns ideal ergänzen.

Das hört sich nach einer gelungenen Idee an, hier werden
Synergieeffekte im Sinne der Investoren genutzt.
Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg!

Ihr Ansprechpartner
Mirko Schmidtner
Prokurist | Leiter Beteiligungen & AIF
mschmidtner@netfonds.de
Telefon: (0 40) 82 22 67-361