BRW Balanced Return – Fokus auf Draw Down

24. April 2019

Im Interview: Bastian Bosse (Vorstand)

Mit dem BRW Balances haben Anleger einen flexiblen und ausgewogenen Mischfonds, der sich in seiner Anlagestrategie einerseits auf die Rendite fokussiert, andererseits den Draw Down als zentrale Risikokennzahl ansieht. Dazu haben wir Herrn Bastian Bosse interviewt.

Herr Bosse, welchen Ansatz verfolgen Sie mit Ihrem Fonds? 

Der BRW Balanced Return (ISINS: DE000A1T75N3; DE000A2H7PD2) basiert auf einer flexiblen und ausgewogenen Anlagestrategie, die abhängig vom übergeordneten Börsenzyklus verschiedene Anlageziele priorisiert und sich auf diese Weise sowohl der Rendite, als auch der Draw-Down-Ratio als relevanter Risikokennzahl verpflichtet.

Mittels der Beteiligung an (herausragenden) Unternehmen sollen langfristige Werte gebildet werden – zudem liefert das Konzept des aktiven Zyklusmanagements einen systematischen Ansatz zur Definition der jeweiligen Marktphase. Lautet das Anlageziel zu Beginn einer Hausse noch Renditemaximierung und in der Mitte der Aufwärtsbewegung Renditeausbau, so verschiebt sich die Perspektive in der dritten und finalen Phase und wir verpflichten uns primär dem Renditeerhalt.

In welchem Bereich investieren Sie? 

Das Kapital wird über einen mittel- bis langfristigen Zeitraum zu mehr als 25% in nationale wie internationale Aktienwerte ohne Länder-, Größen- oder Sektorbeschränkung sowie in Rentenanlagen und Liquidität investiert, wobei die Summe der beiden letztgenannten Positionen zu jedem Zeitpunkt über 50% liegen soll.

Damit Chancen, welche sich aufgrund temporärer Preisrückgänge wie z.B. im vierten Quartal 2018 ergeben, auch im gebotenen Maße genutzt werden können, sieht das Konzept, vor allem in der zweiten und dritten Phase einer Börsen-Hausse, ein relativ hohes Maß an Liquidität vor, welches typischerweise zwischen 10% und 15% liegt.

Wie ist Ihre aktuelle Portfoliostruktur? 

Wir haben Ende des vergangenen und zu Anbeginn des neuen Jahres unsere Investitionsquoten deutlich erhöht. Auf der einen Seite durch die gezielte Erhöhung einzelner Aktien und Rentenstrategien sowie zum anderen durch die Reduzierung der Short-Seite als Absicherung der Aktien.

In diesem Kontext sind wir im ersten Quartal 2019 mit rund 38% Brutto- bzw. ca. 32% Netto-Aktienquote allokiert gewesen. Auf der Rentenseite sind wir seit Januar 2019 mit fast 48% nahezu voll investiert. Als Residualgröße, die sich vor dem Hintergrund der attraktiven Einstiegsopportunitäten zum Jahreswechsel deutlich von ca. 25% Mitte Dezember 2018 auf rund 14% reduziert hat, bleibt die Kassenposition.

Investmentprozess:

Wie funktioniert bei Ihnen die Steuerung der Aktienquote? 

Hierbei gilt es für uns zunächst einmal zwischen Brutto- und Netto-Aktienquote zu unterscheiden. Während sich die Höhe der Brutto-Investitionen in Aktien ausschließlich von der relativen Attraktivität unseres Aktien-Universums ableitet, wird die Netto-Aktienquote im „Drei-Säulen-Modell“ (Wert, Zyklus, Preis) bestimmt.

Hierbei definiert ein systematischer Ansatz, der auf einer mehr als 65-Jährigen Datenhistorie beruht, zunächst einmal die jeweilige Kapitalmarktphase sowie die relative Höhe der Absicherung über die Shortseite. Die systematischen Quoten dienen hierbei für uns als strategischer Rahmen, welcher um einen diskretionären Entscheidungsspielraum (taktische Allokation) erweitert wird. Im ersten Quartal des Jahres 2019 haben wir in diesem Kontext bspw. die Absicherungen relativ konstant bei rund 6% gehalten und somit eine taktisch leicht erhöhte Netto-Allokation im Bereich der Aktie gewährleistet.

Wie machen Sie die Selektion der Titel? Welche Parameter spielen hier eine wichtige Rolle? 

Als langfristig denkende Investoren (und keine Spekulanten) erachten wir es als wesentlichen Vorteil, ein tiefes Verständnis von ausgewählten (guten) Anlagemöglichkeiten zu haben, als nur oberflächliche Kenntnis von vielen Investitionsalternativen. Einen entsprechend hohen und zentralen Stellenwert haben neben den quantitativen Studien der Bilanz- und Finanzkennzahlenanalyse sowie der individuellen, unternehmensspezifischen Investitionsrechnung, die qualitativen Bewertungsmethoden.

In diesem Kontext gibt es einen BRW-spezifischen, qualitativen Fragenkatalog, der für ein jedes Unternehmen in Tiefe beantwortet werden muss. Wir schließen einen jeden Investment Case jeweils mit der Frage ab, inwiefern wir bereit gewesen wären, im Oktober 2008 mindestens 10% unseres eigenen Kapitals  in die Aktien/Anleihen des Unternehmens zu investieren.

Warum und wie setzen Sie Derivate in Ihrer Strategie ein? 

Zum 01. April 2016 wurde die sogenannte „Drei-Säulen-Strategie“ ins Leben gerufen. Mit dieser wurde die bestehende Strategie (Longexposure in Aktien, Renten und Liquidität, aktives Zyklusmanagement) um die dritte Säule (Shortseite, derivative Preissicherung) ergänzt.

Die Gewichtung der Risikoaktiva wird also dynamisch ausgesteuert, sodass sich in steigenden Märkten das Netto-Gewicht reduziert, ohne dass Einzelwerte zwingend verkauft werden müssen. Hierdurch können wir unternehmensspezifische Chancen vom übergeordneten „Marktrisiko“ trennen und auf diese Weise erhalten.

Risikomanagement:

Warum gehen Sie aktuell vom Ende der Hausse aus (Hinzunahme der dritten Säule 2016)? 

Der systematische Ansatz im aktiven Zyklusmanagement hat uns bereits im Herbst 2017 den Übergang von der zweiten in die dritte, finale Phase der Hausse angezeigt, sodass wir zum Jahreswechsel 2018 deutlich defensiver mit rund 28% Netto-Aktiengewichtung und ca. 27% Liquidität allokiert waren. Die defensive Ausrichtung hat uns in 2018 geholfen eine relativ robuste Entwicklung zu nehmen und uns zudem zum Jahreswechsel die Möglichkeit geschaffen, offensiver zu gewichten. Die Konsolidierung im vierten Quartal 2018 erachten wir in diesem Kontext nicht als verkürzenden Faktor der Hausse, sondern vielmehr als einen erfrischenden Moment für den laufenden Bullenmarkt, da die eigentliche Wachstumsverlangsamung der FED einen moderateren Kurs hinsichtlich Leitzinsanhebungen ermöglicht bzw. eine relativ expansive globale Geld- und Fiskalpolitik aufrecht erhält. Deshalb glauben wir, dass sich der Kapitalmarktzyklus – wenngleich fortgeschritten – bei einem niedrigeren Wachstum, einer sich im Rahmen entwickelnden Inflation und einer in Summe expansiven Geld- und Fiskalpolitik b.a.w. behaupten und fortsetzen kann.

Wie managen Sie die Risiken in Ihrem Fonds? 

Mit fortschreitender Reife des Aktienmarktzyklus rücken wir die Preisseite zunehmend stärker in den Vordergrund; diese wird entsprechend dynamisch in Reaktion auf den Zyklus ausgesteuert und die Marktpreisrisiken werden mit Hilfe unbedingter Index-Terminkontrakte abgesichert. Hierdurch wollen wir auch in schwachen Marktphasen – insbesondere in derer die am Ende der Hausse-Bewegung auftreten und eine Baisse einleiten –  relativ zum Marktgeschehen robust und stabil leisten. Dieses soll mit Hilfe der Absicherungen über die Preis- respektive Short-Seite gelingen.

Der dynamische Dreiklang aus aktivem Zyklusmanagement, der langfristigen Wert- sowie der kurzfristigen Preisseite gewährleistet ein permanentes Sicherheitsnetz für etwaige Marktpreiskorrekturen und bewahrt zudem die langfristigen Werttreiber auf der Unternehmensseite.

Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um übermäßige Draw Downs zu verhindern?

Während der Renditeanspruch im Verlauf eines fortschreitenden Kapitalmarktzyklus sukzessive abnimmt, erhöht sich gleichsam der Anspruch den Draw-Down zu minimieren, sodass dieser über einen Zyklus in der Mehrzahl der Fälle einen Rückgang von 6% nicht überschreiten soll. Konzeptbedingt lassen sich jedoch größere Rückgänge (von bis zu 10%) in Ausnahmen wie z.B. 2008/2009 nicht sinnvoll vermeiden.

Herr Bosse, vielen Dank für das Interview!

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